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Bayerisches Viertel

Als um 1900 der heutige Berliner Stadtteil Schöneberg noch kreisfreie und selbstständige Stadt war, sollten gutbetuchte Bürger gewonnen werden, um Steuereinnahmen zu erzielen. Dazu errichtete man elegante Häuser mit großzügigen Wohnungen. Das neue Wohngebiet wurde zum Anziehungspunkt jüdischer Bürger. Auch Ärzte, höhere Beamte, Künstler oder Schauspieler ließen sich hier nieder. Im Bayerischen Viertel wohnten Albert Einstein, Gottfried Benn, Marcel Reich-Ranicki und Eduard Bernstein. Es gab eine Synagoge und die evangelische Kirche zum Heilsbronnen. Mit dem Holocaust kam das Leben in dem Viertel zum Stillstand. Mehr als ein Drittel der jüdischen Bevölkerung wurden in Vernichtungslager der Nazis deportiert. Bei Luftangriffen der Alliierten im März 1943 und November 1943 wurde etwa 75% der Häuser zerstört. 1956 wurde die Synagoge in der Münchener Straße abgerissen, und beim Wiederaufbau fiel viel vom ehemaligen Fassadenschmuck den Renovierungen zum Opfer. Mittlerweile sind die Schäden denkmalgerecht erneuert. Zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger, die einst hier lebten und wohnten, wurde 1993 im Auftrag der Stadt Schilder an Laternenmasten angebracht („Orte des Erinnerns“), auf denen antisemitische und hetzerische Parolen der Nazis zu lesen sind.





Albert Einstein wohnte von 1917 bis 1932 im Haus Haberlandstraße 5 (heute Nr. 8), hatte um 1926 bereits Telefon (Nr. 2807). Koordinaten: 52.4908498°N 13.3378363°E


Marcel Reich-Ranicki wohnte bis 1938 in der Güntzelstraße 53 (Koordinaten: 52.4907369°N 13.3295359°E).


Gottfried Benn wohnte von 1937 bis 1956 in der Bozener Straße 20 (Koordinaten: 52.4876151°N 13.3382454°E).


Eduard Bernstein wohnte von 1918 bis 1932 in der Bozener Straße 18 (Koordinaten: 52.4872026°N 13.3383551°E)



Orte des Erinnerns

Die „Orte des Erinnerns“ sind eine dezentrale Gedenkstätte im Bayerischen Viertel im Stadtteil Schöneberg, die 1993 eingeweiht wurde. Auf Laternenpfählen sind 80 doppelseitige Schilder angebracht, die auf jeder Seite Bilder darstellen. Zwischen 1933 und 1945 wurden die antijüdischen Regeln und Vorschriften erlassen, die auf den Tafeln wiedergegeben werden. Die Worte und Bilder zwingen die Passanten, sich an die fast vergessene Geschichte dieses Viertels zu erinnern, in dem einst Albert Einstein, Hannah Arendt und andere bekannte jüdischen Bürger lebten. Überall in der Gegend verteilt, wird so dieses Denkmal zu einer Metapher für die tägliche Entrechtung und Demütigung während der NS-Zeit.

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