Golgatha, aramäisch gûlgaltâ, hebräisch gulgulet - die Schädelhöhe, Ort des Schädels - hier endete das Leben des Jesus aus Nazareth und hier begann der Aufstieg einer Religion, deren Anhänger man Christen nennt.
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Alle Wege führen zur Moschee, hin zur Synagoge oder in eine Kirche – die Jerusalemer Altstadt ist eine Offenbarung zu den Unterschieden des Glaubens. Fast greifbar ist die allgegenwärtige Frömmigkeit. Unser Weg zur Grabeskirche beginnt am Damaskustor, schon in römischer Zeit der Haupteingang in die Stadt, dessen kleines Portal links unter dem Straßenniveau noch aus dieser Zeit stammt, dessen Fundamente sind herodianisch (der Zeit Herodes des Großen, um 73 v. Chr.- 4 v. Chr.) und die Türme links und rechts in mamelukkischem Baustil (ca 1537 n. Chr.). Zu beiden Seiten des ottomanischen Torbogens sind Säulen mit Blumenreliefs angebracht, so auch der Name Bab el-Amud - das Säulentor. Dahinter öffnet sich ein großer Platz an dessen Ende die Straße Suq Khan ez-Zeit geradewegs zur Via Dolorosa führt. Rechts, vorbei am Koptischen Patriarchat geht es zum Heiligen Grab. Hier also soll es gewesen sein. Ein antiquarischer Bau, mitten hineingepflanzt in ein Labyrinth von engen Gassen, Mauern und Ladengeschäften. Mehr als zweitausend Jahre sind vergangen, noch immer schlägt hier das Herz der christlichen Welt, hier ist Glaube und Geschichte fassbar - ein Marktplatz für Frömmigkeit und Zwietracht, für Seelenheil und Verzückung, für Zwiespalt und Zweifel. In Stein gemeißelte Religion, weder prächtig noch zweckmäßig. Doch dieser Faszination kann man sich schwerlich entziehen. Dies hier ist der Nabel der Welt, als Nappa Mundi bis in die Neuzeit auf den Weltkarten verzeichnet.
Golgatha ist hier, die XIV. und letzte Station des Kreuzweges. Als "König der Juden" von den Römern verurteilt, als "Sohn Gottes" am Kreuz gestorben. Und exemplarisch für Religion und das Dilemma mit dem Glauben ist im Miteinander in der Grabeskirche beispielhaft. Mit allen Facetten von Liturgien, Riten und Zeremonien zu kirchlicher und religiöser Bekenntnis wird hier unter der Kuppel am Grab im Namen Gottes die Deutung des Glaubens zelebriert. Das alles mag den Besucher irritieren, wähnt er sich doch hier an der Geburtsstätte des Christentums. Aber der Glaube hat viele Wege gefunden und sich im Labyrinth der alten Mauern verloren. Waren es einst die Zehn Gebote, die alle Grundvoraussetzung zum menschlichen Miteinander in Regeln fasste, so hat sich daraus eine fast schon wissenschaftliche Erklärungsbemühung entwickelt. Und ganz im Gegensatz zur friedlichen Botschaft ist der Umgang hier vom Konkurrenzdenken geprägt.
Am 22. März 2017 war der Andrang am Heiligen Grab besonders groß. Nach fast einem Jahr feierte man ein wahrhaft historisches Ereignis: trotz aller Uneinigkeit der konkurrierenden christlichen Glaubensrichtungen hatte man sich fast ein Jahr zuvor auf Restaurierungsarbeiten an der Grabkapelle geeinigt. Und nun, an diesem Mittwoch erstrahlte die Kapelle unter der Rotunde der Grabeskirche in neuem Glanz. Das Team von Wissenschaftlern und Restauratoren unter der Leitung von der Professorin Antonia Moropoulou von der Universität in Athen hatte ganze Arbeit geleistet. Nun wurde die Kapelle von kirchlichen Würdenträgern neu eingeweiht.
Zehn Monate war man mit dem kleinen Bau in der Grabeskirche beschäftigt. Seit 1947 musste er mit Stahlträgern gestützt werden, Feuer und Erdbeben hatten Risse in den Steinen verursacht, schon lange waren die Wände porös und feucht. Es wurden Teile der Mauer ausgetauscht, Steinplatten wurden gereinigt, Ruß und Kerzenwachs entfernt. Und zum ersten Mal seit Jahrhunderten wurde die cremefarbige Marmorverkleidung über dem Grab entfernt, die man im Jahr 1555 zum Schutz angefertigt hatte. Die Befunde scheinen zu bestätigen, dass darunter noch Teile des Grabes vorhanden sind. Als in der Nacht zum 26. Oktober 2016 die Verkleidung abgehoben wurde und das Füllmaterial darunter entfernt wurde, stieß man auf eine weitere, zerbrochene Marmorplatte, in die ein kleines Kreuz eingraviert war. Der Felsen darunter befand sich in einem fast völlig unversehrten Zustand, gerade so groß, dass man einen Menschen dort darauflegen konnte. Nach umfangreichen Dokumentationen an der Oberfläche des darunter befindlichen Felsens wurde das Heilige Grab mit seiner ursprünglichen Marmorverkleidung versiegelt. So war der 22. März 2017 wahrlich ein historischer Moment. Beweise, die wissenschaftlich hätten untermauert werden können gab es zwar keine, aber der heiligste Ort der Christen hatte endlich seine Würde zurück erhalten. Erdbebensicher und gereinigt ist nicht nur die Grabkapelle sondern auch der Glaube der Pilger aus aller Welt.
Anders als für die Grabstätte von Jesus liegen für Pilatus, dem Präfekt von Judäa unter Tiberius. archäologische Nachweise vor. Belege über seine Existenz finden sich in Caesarea (Inschrift zum Bau eines der beiden Leuchttürme), wo Pilatus als Gouverneur von Judäa seinen Amtssitz hatte.
"...S.TIBERIÉVM PONTIVS PILTVS PRAEFECTVS IVDAEAE...É..." (Pontius Pilatus, der Präfekt von Judäa (errichtete) ein (Gebäude, gewidmet dem Kaiser) Tiberius). Auch Flavius erwähnt ihn: "...was Judäa anlangt, so sandte Tiberius dorthin den Pilatus als Landpfleger" (10. Josephus über Pilatus (Jüdischer Krieg II 9,2f. 169-174). Sein hartes Urteil im Prozess gegen den "König der Juden" verschaffte ihm einen Platz in der Geschichte. Pilatus war im Jahre 30 nach Jerusalem gekommen, um die Ordnung während des Passah-Festes zu überwachen. Der spektakuläre Auftritt von Jesus war für ihn zunächst kein Anlass einzuschreiten. Doch dem (jüdischen) Hohen Rat unter dem Hohen Priester Kaiphas missfielen die Gesetzesverstöße von Jesus. Dieser hatte nicht nur die Geldwechsler aus dem Tempel gejagt, er verletzte auch die Sabbatruhe, ließ sich als Messias begrüßen und versprach, Israel von den Römern zu befreien. Anderseits vertrat Kaiphas die Ansicht, "es ist uns besser ein Mensch sterbe für das Volk, denn dass das ganze Volk verderbe" (Joh. 11,50). Er sollte sterben für das Volk. Zudem war man in Eile, zu den Feiertage waren viele Pilger in der Stadt. Jesus wurde festgenommen und vor den Statthalter Pilatus gebracht. Der Prozess ließ keine Zweifel aufkommen: wer sich als "Messias" bezeichnete oder so nennen ließ, hatte nach römischen Recht mit der Todesstrafe zu rechnen. Auch die Proteste der Juden halfen da wenig. Eine Amnestie konnte nur der Kaiser erlassen. Die Kreuzigung* war zwar grausam, dennoch eine damals korrekte Strafvollstreckung. Pilatus unterstand zwar dem Statthalter Syriens, konnte vor Ort aber selbständig entscheiden. So schließlich auch im Prozess gegen die Gesetzte verstoßenden Jesus.
*In einer Grabhöhle aus der Zeit Jesu, nordöstlich von Jerusalem in einem Gebiet namens Giv'at ha-Mivtar, wurde 1968 ein menschlicher Fersenknochen gefunden. Dieser war durchbohrt mit einem zwölf Zentimeter lange Eisennagel.
Die Philosophie des christlichen Glaubens ist logisch: ohne Pilatus kein Tod am Kreuz und keine Auferstehung. So wird verständlich, warum der "Christusmörder" Pilatus als Heiliger der Koptischen Kirche verehrt wird. (seit dem 6. Jahrhundert wird in der koptischen Kirche Ägyptens und Äthiopiens sein Festtag gefeiert) Sind in der westlichen Kirche die Juden die eigentlichen Verantwortlichen, so gilt im koptischen Glauben Pilatus nur als Vollstrecker der Weissagung der Propheten. Seine Frau, Claudia Procula (?) wird in der griechisch-orthodoxen Kirche als Heilige verehrt. Es dauerte bis zum II. Vatikanum (1962-65) unter Papst Johannes XXIII., wonach die Juden von dieser Kollektivschuld zwar nicht freigesprochen, ihnen aber zugestanden wurde, Opfer falscher Anschuldigungen zu sein.
Erst Konstantin der Große (um 280 - 337 n.Chr.) machte den Weg frei für das Christentum als offizielle Religion des Römischen Reiches, die schließlich von Theodosius I. (347-395 n.Chr., Kaiser im Osten des Römischen Reichs) durch das Verbot unchristlicher Kulte zur Staatsreligion erhoben wurde. Schon früh hatte Konstantin sich dem sich ausbreitenden neuen Glauben aufgeschlossen gezeigt, die Bestrafung durch Kreuzigung abgeschafft und mit großem politischen Geschick den heidnischen Glauben in die aufstrebende christliche Religion integriert. Der griechische Historiker Zosimus (um 450 n.Chr) erklärte diesen Wandel gar mit dem möglichen Sündenerlass im christlichen Glauben. Konstantins Befehl zur Ermordung seines ältesten Sohnes Crispus und seiner Frau Fausta, denen ein Verhältnis unterstellt wurde, bedurfte einer Reinwaschung dieser Sünde:
"Solcher Thaten und überdieß falscher Eidschwüre sich bewußt, begehrte er von den Priestern Aussühnung seiner Verbrechen. Auf ihre Antwort, daß es keine Reinigungsweise für solche Gottlosigkeiten gebe, gelangte ein gewisser Aegyptier, welcher, in Spanien gewesen, und mit dem Hoffrauenzimmer bekannt war, zu einer Unterredung mit Konstantinus, und versicherte ihn: die Christliche Lehre tilge alle Sünden, und enthalte die Verheißung, daß die Gottlosen, welche dieselbe annähmen, sogleich von aller Sünde gereinigt würden. Diese Nachricht nahm Konstantinus sehr begierig an, verließ seinen väterlichen Gottesdienst, hielt sich an dasjenige, was der Aegyptier ihm beibrachte, und machte den Anfang seiner Irreligion damit, daß er die Wahrsagerei für verdächtig hielt."
Quellenangaben: Geschichte des Zosimus. 2. Buch, 29. Kapitel Aus dem Griechischen zum Erstenmale übersetzt und mit Anmerkungen begleitet von Seybold und Heyler. (Sammlung der neuesten Übersetzungen der Griechischen prosaischen Schriftsteller 10), Frankfurt am Main 1802.
Eine gewagte Behauptung, zumal der Schreiber im Christentum das Übel für den Niedergang römischer Herrschaft sah. Doch schon 14 Jahre zuvor, nach seinem Sieg über den Mitkaiser Marcus Aurelius Valerius Maxentius in Rom (Schlacht an der Milvischen Brücke) war in Konstantins Religionspolitik die Tendenz zur Anerkennung der christlichen Religion. Der Legende nach beeinflusst durch das Kreuzzeichen vom Himmel am Vorabend der Schlacht. Und im Jahre 325 war Konstantin bereits tief in die christlichen Angelegenheiten und kirchlichen Kontroversen eingebunden. So rief er eine Versammlung der Bischöfe aus allen Teilen des Reiches ein (Konzil von Nicäa, dem heutigen Iznik/Türkei). Unter den über 300 versammelten Bischöfen befand sich auch Makarius, der Bischof von Aelia Capitolina, wie Jerusalem damals genannt wurde. Helena*. die zum Christentum übergetretene Mutter des Kaisers, zeigte sich stark bewegt durch dessen Bericht über den Zustand der Stätten, die durch Leben und Wirken Jesu geheiligt waren. Mit dem Einverständnis ihres Sohnes Konstantin, seiner Autorität und seinen Finanzen brach sie zu einem Besuch ins Heilige Land auf. In Jerusalem machte Helena die Stätte der Kreuzigung ausfindig (den Felsen, der als Golgatha galt) und das nahe Grab, das als Anastasis bekannt war (griechisch für Auferstehung). Alles lag unter den Ruinen des von Hadrian errichteten Kapitols. Bald darauf beschloss Konstantin den Bau eines entsprechenden Heiligtums an diesen Stätten, Der Kaiser hatte die Ruinen des Tempels der Aphrodite (oder auch Venustempel), der Göttin der Liebe, beseitigen lassen und die Wurzeln eines christlichen Jerusalems begannen zu sprießen.
Ob sich hier tatsächlich das Grab Jesu befunden hat, ist eine Frage des Glaubens. Beweisen lässt es sich nicht. Sicher ist, dieser Ort lag damals außerhalb der Stadtmauern. Bei Renovierungsarbeiten an der nahe gelegenen Erlöserkirche entdeckte die damalige Direktorin des Deutschen Instituts für Altertumswissenschaft, Ute Wagern-Lux, 1974 einen römischen Steinbruch, der sich wie auch der Golgatahügel vor der Stadtmauer befunden haben muss.
Quelle: Ute Lux, Ausgrabungen unter der Erlöserkirche in Jerusalem, ZDPV 88, 1972.
Brief des Kaiser an Makarius, den Bischof der Kirche in Jerusalem, über den Bau der Grabeskirche:
„Der Sieger Kaiser Konstantin der Große an Makarius:
So groß ist die Gnade unseres Erlösers, daß kein Aufwand an Worten des vorliegenden Wunders würdig zu sein scheint. Denn es übersteigt doch wahrlich alles Staunen, daß das Denkzeichen seines hochheiligen Leidens schon so lange unter der Erde verdeckt und so viele Jahre hindurch verborgen gewesen ist, bis es seinen infolge der Vernichtung des gemeinsamen Feindes der ganzen Welt befreiten Dienern wieder aufleuchten sollte. Denn wenn auch alle, die auf dem ganzen Erdkreis für weise gelten, an einem Orte zusammenkämen und etwas vorbringen wollten, was dieses Ereignisses würdig wäre, so könnten sie doch auch nicht im geringsten danach streben, weil die Beglaubigung dieses Wunders eben jede menschlicher Vernunft teilhaftige Natur in dem Maße übersteigt wie Himmlisches sich mächtiger erweist als das Irdische. Darum ist auch dies immer mein erstes und einziges Ziel, daß in dem nämlichen Grade, wie sich die Beglaubigung der Wahrheit täglich durch neue Wunder zeigt, auch in unser aller Herzen durch alle Besonnenheit und einträchtige Bereitwilligkeit der Eifer bezüglich des heiligen Gesetzes zunehme. Was nun, wie ich glaube, allen bekannt ist, davon möchte ich ganz besonders dich überzeugt wissen, daß mir mehr als an allem andern daran liegt, diesen heiligen Ort mit herrlichen Bauten zu schmücken, den ich auf Geheiß Gottes von dem schmählichen über ihm aufgestellten Götzenbilde wie von einer drückenden Last befreit habe, jenen Ort, der schon von Anfang an nach dem Ratschlusse Gottes geheiligt ward, doch noch heiliger geworden ist, seitdem er das Zeugnis für das Leiden des Erlösers ans Licht gebracht hat."
Aus Bibliothek der Kirchenväter
(Vita Constantini et Oratio ad coetum sanctorum) Buch
Der syrische(?) Architekt Zenobius (Zenobios) aus Sidon (?) war zusammen mit dem Presbyter Eustathios(?) mit der Arbeit für die Kirche beauftragt worden.*
*gesicherte Quellen darüber sind nicht aufzufinden. In Konstantins Briefen finden beide keine Erwähnung. Genannt (übernommen) wurden sie in der Chronographie des Theophanes: "martyrii hierosolym architectus" - Architekt des Martyrium in Jerusalem. Theophanes (*ca. 760 in Konstantinopel, † 12.03.818) war byzantinischer Geschichtsschreiber über die Zeit 284 bis.813 n.Chr. Ein Hinweis findet sich bei Philipp Häuser "Bibliothek der Kirchenväter" (1922) über die Katechesen des hl. Cyrillus, in dem er auf ein vor 460 entstandenes Schriftchen unter dem Titel "Breviarius, quomodo Hieroslima constucta est" verweist. ("..wie Jerusalem erbaut wurde") - Jede Kirche über dem Grab eines Märtyrers hatte den Namen Martyrium, in Jerusalem nur die über dem Heiligen Grab (Magnum Martyrium)
Siehe auch: Philipp Häuser, Einleitung zu den Kathechesen. In: Des heiligen Cyrillus Bischofs von Jerusalem. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 41) Kempten; München : J. Kösel : F. Pustet, 1922:
"...Nach zehnjähriger Bautätigkeit wurden am 13. September des Jahres 336 die Prachtbauten am Grabe des Erlösers — eine Schöpfung des syrischen Architekten Zenobius — mit unerhörter Feierlichkeit eingeweiht...."
Eine prächtige Kirche über dem Heiligen Grabe, die nach ihrer Fertigstellung in allen Einzelheiten von Eusebius von Caesarea, einem zeitgenössischen Historiker und Biographen, beschrieben wird. Zwei Jahre später ließ sich der Römische Kaier am 22.05.337 taufen. Im weiteren Verlauf des 4. Jahrhunderts (und darüber hinaus) entstanden weitere Kirchen in Jerusalem und in ganz Palästina.
"Konstantin war Alleinherrscher des römischen Weltreiches, er stand auf der Höhe seiner Macht. Licinius war besiegt und beseitigt. Nun war er frei - frei auch in seinem religiösen Verhalten. Nun konnte er die Schranken und Schlagbäume beseitigen, die immer noch die neue Religion, zu der er sich bekannte und auf die er sich in dem großen Kampfe um die Alleinherrschaft gestützt hatte, einengten; nun war er in der Lage ihren Sieg mit allen Mitteln zu beschleunigen. Die große Synode von Nicaea, welche der gespaltenen Kirche die Einheit wieder gegeben hatte, war vorüber - die erste Tat des freien Christenkaisers. Nun sollte die zweite folgen. Ein gewaltiges Denkmal sollte aller Welt zeigen, was sein Sinn war, wie tief und groß seine Devotion gegen den Gott, der ihm den Sieg gegeben hatte. Er befahl, an der heiligen Stätte, an der einst der Leichnam des Herrn geruht und an der er auferstanden war aus dem Tode, ein Bethaus zu errichten. Aber der Ort war verschüttet, ein Tempel der Aphrodite stand Ober der Stelle, an der man das Grab des Heilandes suchte. Auf Befehl des Kaisers ward er beseitigt, der Grund durchgraben, und siehe, «da zeigte sich wieder alles Erwarten eben das erhabene und hochheilige Zeugnis der Auferstehung des Heilandes», 'die heilige Grabeshöhle. Um sie als den Mittelpunkt des Ganzen ward nun eine großartige Kirchenanlage errichtet, die nach der Absicht des Kaisers «alles übertreffen sollte, was es in anderen Städten an Schönheiten gab.» In einem Schreiben an den Bischof Makarios von Jerusalem gibt er dem beredten Ausdruck. Er teilt ihm mit, daß dem Eparchen Drakilianos und dem Provinzialstatthalter die Sorge «für die Errichtung und den Schmuck der Mauern» übertragen ist, daß sie nach Anweisung des Bischofs Arbeiter und Material stellen sollen. Wegen der Säulen und Marmorplatten aber möge er an ihn, den Kaiser selbst, berichten, damit «das kostbarste und passendste» «von überall her, besorgt werde. Besonders interessiert den Kaiser die Decke der Basilika, er läßt durchblicken, daß er eine vergoldete Kassettendecke anderen Arten der Bedeckung vorziehen würde. Auch darüber soll der Bischof ihm berichten. Etwa im Frühjahr 326 begann der Bau; nach 10 Jahren war er vollendet. Am 13.-20. September 336 fand mit königlicher Pracht die Einweihung statt. Die in Tyrus tagende Synode war dazu vom Kaiser eingeladen worden. Aus Makedonien und Pannonien, aus Thrakien, Mysien, Bithynien, Kilikien, Syrien, Mesopotamien, Persien, aus Palästina, Aegypten und Libyen waren die Bischöfe zu dieser Feier herbeigeeilt. Es war ein Weihefest würdig der Weltreligion, deren vornehmstes und erstes Heiligtum es war, das hier geweiht wurde, und würdig des großen Kaisers, der es erbaut hatte.In Jerusalem selbst hatte der Bischof Makarios die Leitung des Baues gehabt. Auch der Name seines Architekten ist erhalten - er hieß Zenobios. Neben ihm aber wir d noch ein dritter, der konstantinopolitanische Presbyter Eustathios, als Vollender des Baues genannt Eusebios von Caesarca, der diese ganze Entwicklung aus nächster Nähe mit angesehen und erlebt, der selbst auf dem Feste der Einweihung eine Rolle gespielt hat, hat über das alles eingehend in seiner Vita Konstantins berichtet und eine Beschreibung der Bauten des Kaisers hinzugefügt."
Quelle: "Mater ecclesiarum, die Grabeskirche in Jerusalem", Karl Schmaltz, 1918 (Theologe und Kirchenhistoriker)
Das Gebäude wurde 614 bei der Eroberung Jerusalems von den Persern zerstört und wenig später zum Teil wiederhergestellt. Unter Papst Sergius IV. (1009-1012) erschütterte Rom die Nachricht von der Zerstörung des Heiligen Grabes - auf Befehl des Kalifen von Ägypten al-Hakim wurde sie eingerissen (18.10.1009) was letztendlich als Auslöser für die Kreuzzüge nach Palästina gilt.
"Papst Sergius (IV.) berichtet allen Gläubigen (omnibus catolicis ... maioribus ac minoribus in Deum omnipotentem perpetuam spem habentibus) vom Eintreffen eines Boten aus dem Orient, der die Nachricht von der Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem nach Rom gebracht habe, weiters von der eigenen Bereitschaft, an der Spitze der Römer, Italiener, Tuszier und aller Christen gegen die Sarazenen zu ziehen und die Grabeskirche wiederherzustellen, von Flottenrüstungen der Italiener, Venezianer und Genuesen, wodurch 1000 Schiffe zur Überfahrt nach Syrien zur Verfügung stehen werden, sowie vom Erhalt eines Briefes aus einer (italischen) Küstenstadt, der ebenfalls von Rüstungen zur Befreiung des Grabes Christi berichtete. Der Papst ermahnt zum Frieden unter den Christen und mit Zitierung von Bibelstellen sowie mit dem Hinweis auf das Beispiel der römischen Kaiser Vespasian und Titus, die den Tod Christi an den Juden rächten und dafür Kaiserwürde und Sündenvergebung erlangten, sich am Kriegszug zu beteiligen oder diesen durch Mitarbeit an den Rüstungen oder durch Gaben zu unterstützen, die Bischof Johannes im Empfang nehmen werde. - Cum nos precioso ..."
Quelle: Digitale Bibliothek - Münchner Digitalisierungszentrum
Als Zeitgenossen der Ereignisse sind auch zu nennen Elias von Nisibis (*975 - †1046), ein Bischof und Schriftsteller der ostsyrischen Kirche und Yahya von Antiochia, einem Historiker aus dem 11. Jahrhundert. Elias berichtet, dass am 25. Ab des Jahres 1320 nach seleukidischer Zeitrechnung (also 1009 n. Chr.) vom König von Ägypten befohlen wurde die "große Kirche in Jerusalem" zu zerstören und die Christen zu verfolgen. Abweichen davon ist die Darstellung von Matthias von Edessa († um 1140), einem orthodoxen Mönch und armenischem Chronist. Er berichtet für das Jahr 1007 n.Chr. von einem Konflikt zwischen Griechen und Armeniern während der Feierlichkeiten zum Osterfest. Das Fest sei zu einem falschen Zeitpunkt erfolgt, das Wunder des Osterfeuers in der Grabeskirche sei ausgeblieben, worauf die anwesenden Muslime (die gewöhnlich an dieser Feier teilnahmen) wohl aus Enttäuschung ein Blutbad unter den Christen anrichteten. Auch Yahya von Antiochia erwähnt diesen Streit, wobei er die (jüdischen) Gelehrten als uneins bei der Berechnung des Pessachfestes nennt. Auch die heilige Flamme, die den Christen die Auferstehung Jesu bestätigte, erweckte das Misstrauen der Muslime.
All dies geschah in den Jahren des Patriarchen von Antiochia, Johannes bar Abdûn und des Patriarchen Zacharias von Ägypten und des Bischofs Thomas von Jerusalem, so ein anonymer syrisch-orthodoxer Chronist aus dem Jahr 1234.
Was auch immer der Auslöser war, die Grabeskirche wurde 1048 vom byzantinischen Kaiser Konstantin IX. Monomachus* erneut aufgebaut, 1055 unter dem Kalifen al-Mustansir erneut geplündert. Ab 1144 errichteten die Kreuzfahrer die gesamte Kirche von neuem und nahmen zahlreiche Veränderungen und Ergänzungen an den Bau vor. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte verfiel die Kirche allmählich, und wurde 1555 wieder einmal renoviert. Von den Franziskanern wurde die Grabesaedkula neu gestaltet.
Als Augenzeuge hat der Franziskaner Bonifatius von Ragusa* das Grab vor dem Neubau beschrieben:
"Das heiligste Gab des Herrn, aus dem Felsen herausgehauen, bot sich unseren Augen offen an. Auf ihm waren zwei gemalte, übereinander angeordnete Engel zu erkennen; einer sprach auf einem Schriftband: 'Hier ist der Ort, wo sie ihn hingelegt haben.' Sobald diese Bilder den ersten Luftzug spürten, lösten sie sich zum größten Teil auf. Als eine der Alabasterplatten... weggenommen werden musste, erschien uns jene unaussprechliche Stelle offen, in welche der Menschensohn drei Tage geruht hat... Die Stelle leuchtete wie mit gleißenden Sonnenstrahlen vom heiligsten Blut des Herrn Jesus, das mit jenem Öl vermischt war, mit welchem er am Grab gesalbt worden war... In der Mitte des heiligsten Ortes fanden wir ein Holz hingelegt, in ein kostbares Schweißtuch eingewickelt. Als wir es ehrfurchtsvoll in die Hände nahmen und küssten, wobei es der Luft ausgesetzt wurde, zerfiel das Schweißtuch unter unseren Händen zu nichts, nur einige Goldfäden blieben übrig. Dem kostbaren Holz waren auch Inschriften beigefügt, aber sie waren vom Alter so zerstört und verbleicht, dass man aus den einzelnen Worten keinen einzigen ganzen Satz zusammenstellen konnte. Einzig ganz oben auf einem Blatt konnte man folgende in lateinischen Großbuchstaben geschriebenen Worte lesen: 'HELENA MAGNI [CONSTANTINI MATER FECIT] (Helena, Mutter Konstantin des Großen hat dies geschaffen)"
Quelle: "Orte und Landschaften der Bibel", Othmar Keel, Max Küchler, Christoph Uehlinger.
Der Leiter der 1883 begonnenen Ausgrabungen auf einem russischen Besitz östlich der Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem, Baurat Schick (*27.01.1822 in Bitz, Württemberg, † 23.12.1901 in Jerusalem) hatte lange an der Echtheit des Grabes in Jerusalem gezweifelt.
Conrad Schick, geboren am 27. Januar 1822 in Bitz bei Ebingen war gegen Ende des Jahres 1846 mit einer Gruppe von Missionaren nach Jerusalem gekommen, um dort bei der Gründung eines Bruderhauses tätig zu sein. In Kornthal hatte er die Schlosserei gelernt und in Ebingen sich in der Anfertigung feiner mathematischer Instrumente geübt. Während seiner Wanderschaft als Geselle machte er erstmals Bekanntschaft mit Missionszöglingen. Bald darauf fand er Aufnahme in der Pilgermissionsanstalt in Basel. Von dort führte ihn sein Weg in das Heilige Land. Er sollte hier sein ganzes Leben verbringen. 1850 wurde er Vorsteher des Handwerkinstitutes und bald darauf Bauinspektor der Judenmissions- sowie der Deutschen Missionsgesellschaft. Lange Jahre war er als Architekt für die Stadt Jerusalem tätig. Dies gab ihm Gelegenheit zur Erforschung der alten Stadt. Die Archäologie war zu dieser Zeit in Mode gekommen. Sein Interesse für die Vergangenheit des Landes wuchs, und bald wurde er zum besten Kenner Jerusalems und Palästina seiner Zeit.
Conrad Schick fertigte 1863 im Auftrag der osmanischen Behörden eine Zeichnung der Kirche an. Diese Zeichnung wurde 1885 aktualisiert und später 1898 in Leipzig mit Ergänzungen des katholischen Priesters Carl Mommert veröffentlicht.
Grüne Farbe kennzeichnet Besitztümer der Griechen, braun die lateinischen, rote die der Syrer und gelbe die der Armenier. Die Rotunde, der Eingang und der Durchgang um Corus Dominorum sind Gemeinschaftsbereiche.
Eingehend befasste er sich mit der Topographie, erstellte Pläne des alten und neuen Jerusalems, betrieb Studien über den Tempel der Juden und den Tempelberg, machte Ausgrabungen an der Grabeskirche der Christen. Als 1877 der Deutsche Palästinaverein gegründet wurde, war Schick im Vorstand. Mehr als fünfzig Beiträge lieferte er für die Zeitschrift des Vereins. Seine Arbeiten fanden Anerkennung mit der Verleihung des Titels eines königlich-württembergischen Baurats 1869 und er wurde 1896 Ehrendoktor der Universität Tübingen. Conrad Schick starb mit 82 am 27. Dezember 1901 in Jerusalem, seiner Stadt.
Im Laufe der Jahre, bedingt durch seine Ausgrabungen und Vermessungen an der Grabeskirche hatte sich seine Meinung über das Grab völlig gewandelt. Gräber wurden nie innerhalb der Stadt angelegt, und er hatte nun Hinweise gefunden, dass die Stelle des Grabes Jesu zwar nahe der Mauern von Jerusalem gelegen war, aber doch außerhalb der damaligen Stadtmauer. Hier, wo auch der Hügel Golgatha gewesen sein soll, wölbt sich die Kuppel der Grabeskirche über dem Heiligen Grab. Doch einen endgültigen Hinweis hatte auch der Baurat nicht erbringen können.
‚Wenn du von da aus, außerhalb der Mauer, den Zion verlässt, in Richtung auf das neapolitanische Tor, sind auf der rechten Seite unter im Tale Wände, wo das Haus oder Prätorium des Pilatus stand, dort wurde der Herr vor seiner Passion verhört. Auf der linken Seite aber ist der kleine Hügel Golgatha, wo der Herr gekreuzigt wurde. Ungefähr einen Steinwurf davon entfernt befindet sich die Höhle, wo sein Leib bestattet war und am dritten Tag auferstand. Dort ist auf Befehl des Kaisers Konstantin eine Basilika, das heißt eine Kirche, von wunderbarer Schönheit errichtet worden. Sie hat Becken an der Seite, aus denen Wasser entnommen wird, und hinten ein Bad (Taufbrunnen) in dem die Kinder getauft werden.‘
So beginnt der erste überlieferte Schrifttext über das Heilige Grab. Geschrieben von einem anonymen Pilger, den man seiner Herkunft nach den ‚Pilger von Bordeaux‘ nannte. Der im Jahre 333 nach der Kreuzigung Jesus die damals überaus beschwerliche Reise in das Gelobte Land unternommen hatte. Seine Reiseerlebnisse sind der Nachwelt erhalten geblieben.
Das Jahr, das er für seine Reise gewählt hatte war die Zeit reger Bautätigkeit an dem Ort der Grablegung des Jesus von Nazareth, dem Ort der Verehrung des noch am den Anfängen stehenden Christentums. Die noch junge Religion der sich Christen nennenden Menschen hatte sich über dem Grab ihres Verkünders eine Pilgerstätte geschaffen.
Tausendfünfhundert Jahre danach. Der katholische Pfarrer Benedikt Bauer* aus Waltersweiler beschreibt seine Eindrücke vom Heiligen Grab. Die im Frühjahr 1885 begonnene Fahrt in den Orient hatte in Jerusalem ihren Höhepunkt. ‚Nach dem Heiligen Lande‘ nennt er seine Aufzeichnungen – und wenig hat sich in den folgenden einhundert Jahren geändert:
* Bauer, Benedikt, geboren am 12. März 1847 in Waltersweiler Kreis Offenburg, gestorben am 09. Februar 1928 in Überlingen. Dr. der Theologie, katholischer Pfarrer. Priesterweihe 1870. Vikar in Schliengen und Stetten bei Lörrach, ab 1881 Kurat in Höllstein und Schopfheim. 1885 Reise in den Orient. ‚Nach dem Heiligen Lande‘ veröffentlicht 1887. Wurde 1920 von der Theologischen Fakultät in Freiburg im Breisgau zum Doktor ernannt und im gleichen Jahr zum Geistlichen Rat.
‚Das größte Heiligtum der Stadt und der ganzen christlichen Welt ist die heilige Grab- oder Auferstehungskirche, umschließt sie ja doch den Kalvarienberg und das Grab Christi, wo sich die größten und bedeutungsvollsten Geheimnisse unserer Erlösung vollzogen...
Die heutige Grabeskirche ist ein ebenso umfangreiches als unregelmäßiges Gebäude, ein wahren Labyrinth von ineinander verwachsenen und aneinander gereihten Kirchen und Kapellen, mit dem wohl kein zweites der Erde verglichen werden kann; sie umfasst die eigentliche Grabkirche, den Kalvarienberg, die Kreuzauffindungskapelle und viel Kapellen, welche trotz des hügeligen Terrains unter einer Bedachung vereint sind. Das Äußere ist fast auf allen Seiten mit Gebäuden, Kapellen, Klöstern und Hospizen umgeben, nur auf die Südseite mündet ein verhältnismäßig kleiner, freier Platz, der als Markt seine Verwendung findet; von da erblickt man das schöne, alte Portal und den ruinenhaften Kreuzfahrerturm.
Wir treten ein. In der Vorhalle sitzen die türkischen Wächter an einem Kohlenfeuer, trinken Kaffee und rauchen Nargileh; sie sind hier, um unter den verschiedenen christlichen Konfessionen Ordnung aufrecht zu erhalten, Händeln und Streitigkeiten vorzubeugen, wie auch zu verhindern, dass von den Heiligtümern etwas gestohlen werde. Gleich rechts biegen wir um und steigen auf 18 steinernen Stufen auf den eigentlichen Kalvarienhügel. Derselbe ist ganz mit Marmor bekleidet, denn sonst hätten ihn die Pilger schon längst abgetragen und als Reliquien mit in die Heimat gebracht. Über Golgatha wölbt sich eine geräumige Kirche, welche durch zwei große Pfeiler in zwei Kapellen, die der ‚Kreuzannagelung‘ und der ‚Kreuzerhöhung‘ geschieden wird, wovon erstere den Lateinern (römisch-katholichsche Christen), letztere den Griechen (griechisch-orthodoxe) gehört...
Neben dem Kreuze Christi ist unter einem verschiebbaren Silberblech ein großer Riss in den Felsen sichtbar, der beim Tode Jesu entstanden sein soll; in einer gebogenen Linie windet er sich durch den Berg. Tief unten, in der sogenannten Adamskapelle, sehen wir ihn wieder. Tief erschüttert gehen wir von Golgatha herunter und kommen zum Salbungsstein, der Dem Eingang der Kirche gegenüber liegt. Hier wird die Stätte verehrt, wo Joseph von Arimathia und Nikodemus den Leichnam Jesu gesalbt und ein reine Leinwand und Spezereien gehüllt haben; sechs Riesenleuchter brennen zu beiden Seiten des Steines. Zur Linken öffnet sich das Tor in die Hauptkirche, in den eigentlichen Grabesdom, zum heiligen Grabe. Über dem letzteren wölbt sich eine riesige Kuppel, die auf 16 mächtigen Pfeilern ruht. Die Grab- oder Auferstehungskapelle ist aus rötlichem Marmor in Moskowiten-Stile erbaut und mit einem kleinen Türmchen versehen. Sie besteht aus drei Teilen: einem Vorplatz, der Engelskapelle und der eigentlichen Grabkammer. Von dem Vorplatz, auf welchem ungeheure Kandelaber stehen, tritt man in die Engelskapelle, in deren Mitte ein in Marmor gefasster Stein sich befindet, welcher ein Stück jenes Steines sein soll, der vor der Öffnung des Grabes lag und auf dem sich der Engel am Auferstehungsmorgen gesetzt hatte.
Aus dieser Vorkapelle, die durch 15 silberne und goldene Lampen taghell erleuchtet ist, gelangt man durch eine niedrige Öffnung in die Grabeshöhle; sie ist so eng und klein, dass kaum vier Personen nebeneinander stehen oder knien können. Das Grab Christi, mit bläulich-weißem Marmor umschlossen, ist 2 Meter lang, 1 Meter breit und 70 Zentimeter hoch und duftet von frischen Blumen und Spezereien. 27 goldene und silberne Lampen, Weihgeschenke von Päpsten, Königen und Fürsten leuchten von der Wölbung herab und spenden ausgiebigen Schein; um das Grab herum erglänzen in kleinen Nischen goldene Leuchter und an der Altarwand hängen drei Bilder des Auferstandenen, zum Zeichen, dass drei Konfessionen (Lateiner, Griechen und Armenier) das Eigentumsrecht durch Darbringung des heiligen Opfers ausüben. Am wertvollsten ist das ganz aus Silber verfestigte Reliefbild ‚Die Auferstehung nach Raffael‘, dessen Rahmen überdies mit 53 Edelsteinen geschmückt ist. Es ist eine Weihgabe des seligen Kardinals Antonelli und somit ein den Katholiken gehörender Schatz des Heiligen Grabes. Unwillkürlich wird man beim Anblicke der Pracht des Heiligen Grabes an die Worte der Heiligen Schrift erinnert: ‚Sein Grab wird herrlich sein...‘
Mehr als einhundert Jahre liegen zwischen dem Bericht von Benedikt Bauer und heute – nur wenig hat sich an diesem Kirchenbau geändert. Aber verändert hat sich Jerusalem. Der Chronist hatte gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine trostlose Stadt angetroffen. Das karge Leben spielte sich hinter der Stadtmauer ab, die Tore wurden am Abend verschlossen. Dreck und Unrat bedeckte die Gassen, und einer Choleraepidemie fielen unzählige Bewohner zum Opfer. Keine ‚goldene Stadt‘ war dieses Jerusalem, und wären nicht die heiligen Stätten gewesen, mag Jerusalem in Vergessenheit geraten sein, versunken im Schutt, dem Gestank und der Armut. Doch es zog die Pilger wie ein Magnet an diesen Ort. Und mit ihnen kamen die Gelehrten, die Archäologen, die Forscher. Es war Mode geworden, Altertümer auszugraben, althebräische Schriften zu studieren, Bibelforschung zu betreiben.
Das reiche Europa hatte seine Hand nach dem Orient ausgestreckt. Engländer, Franzosen, Deutsche – sie besannen sich auf ihr christliches Erbe, strömten herbei. Wer Geld hatte und etwas auf sich hielt studierte vor Ort die Geschichte. Vieles wurde entdeckt, vieles aber auch von Dilettanten zerstört. Fälschungen erschienen auf dem Markt. Man hatte erkannt, dass sich mit den aus der Erde gegrabenen Gegenstände Geld machen ließ. Die Höhlen am Toten Meer wurden zu Schatzgruben, die nach und nach ihren Inhalt preisgaben. Schriftrollen mit alten biblischen Texten tauchten in den Läden von Jerusalem auf, fanden ebenso wie auch plumpe Fälschungen ihre Käufer, verschwanden in Privatsammlungen oder wurden in europäischen Museen dem staunenden Publikum vorgeführt.
Jerusalem hatte begonnen, sich seiner Geschichte zu erinnern, die ungastliche Stadt war umlagert von denen, die hier ihr Heil und ihr Glück zu finden glaubten. Russische Juden, die von den Pogromen aus ihrem Land geflohen waren, deutsche Priester, die hier den christlichen Glauben missionieren wollten, englische Missionare, die Schulen für Waisenkinder bauten, griechische Pilgergruppen. Aus dem Jerusalem des Benedikt Bauer wurde in jedem Sinne eine goldene Stadt.
Der Besuch der Grabeskirche wird den geschichtlich Interessieren oder Pilger zunächst kaum das gewohnte Bild eines Kirchenhauses vermitteln. Irritiert von dem Besucherandrang betritt man ein museales Gebäude und erreicht nach wenigen Schritten den Salbungsstein. Umgeben von Kerzenleuchtern und Lampen (diese sind ein gemeinsamer Beitrag der Armenier, Kopten, Griechen und Lateiner) ist hier seit 1810 eine rötliche Kalksteinplatte in den Boden eingelassen. Erdbeben und Feuer hatten 1808 den an selber Stelle seit dem 13. Jahrhundert angebrachten Stein zerstört. Das Eigentum daran ist zwischen den vier großen christlichen Kirchen aufgeteilt. Überlieferung und Glaube lassen bereits hier die christlich-religiösen Auslegungen der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften erkennen. Nach katholischer Meinung ist hier der Ort der Salbung des Leichnams Jesu durch Joseph von Arimathäa*, die Griechisch-Orthodoxe Kirche vermag hier jedoch die Abnahme Jesu vom Kreuz erkennen. Der Stein wird von einer nicht endend wollenden Quelle mit Wasser befeuchtet (dies deutet auf eine dafür installierten Wasserleitung hin), was von den Gläubigen aus aller Welt als heiliges Weihwasser mit Schwämmen und Tüchern aufgesaugt wird und, wohl in der Hoffnung auf heilende Wirkung in Flaschen abgefüllt wird.
*Joseph von Arimathäa (sein angebliches Grab befindet sich in der kleinen Westapsis der Rotunde) war wohl ein Ratsherr jüdischen Glaubens, der nach der Kreuzigung Jesu von Pilatus den Leichnam erbitten und zusammen mit Nikodemus vom Kreuz abnahm und bei Golgatha bestattete. Beschuldigt des Leichenraubes, Jesu war nach der Auferstehung aus seinem Grab verschwunden, wurde Arimathäae zu 40 Jahren Kerker verurteilt und verließ wohl nach seiner Entlassung die Heimat. Er wird als Patron der Leichenbestatter verehrt.
In seiner „Anschauung und den neuesten Forschungen“ vermerkt der evangelische Stadtpfarrer zu Rottweil, Dr. Philipp Wolff* 1857:
„Der Salbungsstein, auf dem der Leichnam des Herrn Jesus eingesalbt worden sein soll, eine gegen 8 Schuh lange und etwas über 2 Schuh breite Platte von röthlich gesprenkeltem Marmor. Er ist nur wenige Schritte vom Eingang, demselben gerade nördlich gegenüber entfernt, und pflegt von jedem Eintretenden geküsst zu werden. Alljährlich am ersten Fastentage soll er gesalbt werden."
*Wolff: Philipp W., Orientalist, geboren in Ulm am 22. December 1810, † in Tübingen am 1. Januar 1894, widmete auf der Universität Tübingen sein Hauptstudium der Theologie, aber frühe erfaßte ihn die Neigung zur Erlernung orientalischer Sprachen und dies führte ihn nach Halle, wo Rödiger, Gesenius, Tholuck und Ullmann seine Lehrer wurden. Der Erstgenannte spielte ihm den Text eines arabischen Dichters in die Hände, mit dessen Herausgabe W. doctorirte (1834). Später saß er in Paris zu den Füßen Silvestre de Sacy's. In die Heimath zurückgekehrt ließ er sich als Privatdocent für die Sprachen und Litteraturen des Orients in Tübingen nieder (1835), erkannte aber bald, daß diese Laufbahn wenig Aussicht auf Weiterkommen eröffnete. So wandte er sich denn zurück zu seiner ursprünglichen Bestimmung, dem geistlichen Amt. Die Pastorirung der kleinen evangelischen Gemeinde in der alten|Reichsstadt Rottweil war fortan sein Lebensberuf (1837—1882). Aber die Liebe zum Orient erkaltete nicht bei ihm. Noch in Tübingen hatte er sich an die Verdeutschung "morgenländischer Erzählungen" gemacht und als Anfang die Fabeln Bidpai's nach ihrer arabischen Bearbeitung (Calila und Dimna) ausgehen lassen (Stuttg. 1837). Nun in Rottweil folgten aus dem Persischen überseht Sadi's Rosengarten (Stuttg. 1841) und als Probe altarabischer Poesie die unter dem Namen "Muallakat" bekannten sieben Preisgedichte (Rottw. 1857). Neben der arabischen Dichtung interessirten den Theologen W. die rebigiösen Vorstellungen der Araber, und als Silvestre de Sacy sein berühmtes Exposé de la religion des Druzes schrieb, fühlte W. das Bedürfniß in seinem Buch: "Die Drusen und ihre Vorläufer" (Leipz. 1845) eine freie Bearbeitung von jenem zu geben, welche durch Hinzufügung einer Geschichte der älteren Secten des Islam ihren eigenthümlichen Werth behauptet. Der lange genährte Wunsch, den Orient mit eigenen Augen zu sehen, erfüllte sich bei W. durch eine Palästinareise im J. 1847, welcher ein abermaliger Aufenthalt in Jerusalem im Winter 1869/70 folgte. Hatte schon die Beschreibung der ersten Reise (Stuttg. 1849) praktische Winke für Palästinafahrer enthalten, so trat ein speziell "Jerusalem" schilderndes Werk (Leipz. 1857, 1862, 1872) ganz im Gewande eines (illustrirten) Reisehandbuchs auf. Als Localforscher über die geschichtlichen Monumente der alten Stadt konnte und wollte W. nicht gelten — denn die von ihm ausgeführten Messungen an der Tempelplatzmauer bilden eine Ausnahme —, wol aber kannte er recht gut die Ergebnisse der gelehrten Untersuchungen und wußte zu ihnen Stellung zu nehmen. Was er geben wollte, war eine ausführliche Beschreibung der heutigen Stadt, ihrer Neubauten so gut wie ihrer Trümmerstätten, ihrer alteingesessenen und ihrer zugewanderten Bewohner.
Daß Wolff bestrebt war, seine eigenen Beobachtungen, wie er sie z. B. in seinen "Flugblättern aus Jerusalem vom November und December 1869" (Stuttg. 1870) niedergelegt hatte, auf dem Wege der Correspondenz und der Lectüre zu ergänzen und sich über die Vorgänge in der Stadt immer auf dem Laufenden zu erhalten, das zeigte W. als rühriger Mitarbeiter der deutschen morgenländischen Gesellschaft und des Deutschen Palästina-Vereins wie als Berichterstatter verschiedener Zeitschriften (Auswahl in: "Sieben Artikel über Jerusalem aus den Jahren 1859 bis 1869", Stuttg. 1869). Ein "Arabischer Dragoman" (1857, 1867, 1883) war dazu bestimmt, die Besucher Palästinas, Syriens und Aegyptens mit den nötigen Kenntnissen im Neu-Arabischen auszurüsten. An der letzten (allein genügenden) Auflage desselben arbeitete W. noch in Tübingen, wo er als Pensionär seine letzten Lebensjahre zubrachte.
Quelle: Heyd, Wilhelm von, „Wolff, Philipp“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 44 (1898), S. 44-45
Wir verlassen das fromme Treiben am Salbungsstein, der von der israelischen Wasserbehörde Gihon mit einem nie enden wollenden Rinnsal an ("heiligen") Wasser versorgt wird. Nach links geht es durch immer dichter werdendes Gedränge zur Rotunde und dem Grab Jesu. 18 Säulen tragen den Rundbau mit der Kuppel, die in den 1960er Jahren fertig gestellt wurde. In 34 Metern Höhe hat sie einen Durchmesser von ca. 20.5 Metern. 1869 wurde unter der Leitung des französischen Architekten Christophe Edourad Mauss (*1829 in Rouen - †1914) in Zusammenarbeit mit dem russischen Architekten Martin Ivanovich Eppinger* (*1822 - †1872) die damals hölzerne Überdachung der Rotunde durch die jetzige eiserne Kuppel ersetzt worden. Darunter befindet sich ein kastenförmiger Schrein, der als das Grab Christi bezeichnet wird. Die aktuelle Struktur wurde ein Jahr nach dem schweren Brand 1808 errichtet. Die Gelegenheit nutzten die Griechen für die eigenen Vorstellungen einer Restaurierung. Unter dem kaiserlichen Baumeister Komnenos von Mytilene wurde trotz Protest der Franziskaner die Anastasis neu gestaltet. Das Original aus dem 4. Jahrhundert, der konstantinische Bau war vom Heer des Sultan Hakim 1009 zerstört worden. Im Inneren des Schreins befinden sich nun zwei kleine Räume und zunächst betritt man die griechisch-orthodoxe Engelskapelle. Durch eine niedrige Tür erreicht man schließlich die 14. Station des Kreuzweges – das Heilige Grab. Eine Marmorplatte bedeckt die Stelle.
*Die zwischen 1860 und 1872 gebaute Dreifaltigkeitskathedrale in Jerusalem ist von dem russischen Architekten Martin Ivanovich Eppinger im Auftrag der franz. Regierung entworfen worden. Mauss war maßgeblich beteiligt an der Restaurierung der Kirche St. Anna in Jerusalem.
Sechs Konfessionen beanspruchen den der Christen heiligsten Ort. Franziskaner, orthodoxe Griechen, Kopten, Syrer, Äthiopier und Armenier müssen sich dem 1852 von den Osmanen eingeführten Status Quo unterordnen, denn für jedes Glaubensbekenntnis gibt es eigene Kapellen, Heiligtümer, Altare und drei unterschiedliche Zeitrechnungen. Ein Labyrinth mit unzähligen verschiedenen Stilrichtungen, Messen und Prozessionen. Über Treppen, enge Gänge und schmale Maueröffnungen haben wir das Dach erreicht. Der Blick auf die Stadt ist atemberaubend. Hier oben in der Hitze der Mittagssonne ist nichts mehr zu spüren von dem frömmelnden Tumult unter der Kuppel. Eine schwarzafrikanische Enklave hat sich mehr schlecht als recht hier eingerichtet. Noch 1514 hatte der italienische Pilger Barbone (Landstreicher?) Morosini berichtet, die Kapellen St. Maria von Golgatha und St. Paul seien im Besitz der Äthiopier. („Barbone Morosini, Pellegrinaggio in Terra Sancta“). Und nun: neben der Kuppel auf dem Dach der Grabeskirche haben die Mönche der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche ihre ärmlichen Unterkünfte mir 26 kleinen Zimmern und zwei Kapellen. Sie hatten viele heilige Stätten im Land und führten ihre Anwesenheit auf die biblische Königin von Saba zurück, jedoch im 19. Jahrhundert nach einer Seuche ging ihr Einfluss verloren.
Der ägyptische Statthalter von Syrien und Palästina und Vizekönig von Ägypten Ibrahim Pascha (*1789 - †10.11.1848) ließ 1838 Tausende von wertvollen heiligen Büchern der Äthiopier verbrennen. Koptische Christen verdrängten die äthiopischen Mönche. Als sie später einige der Orte wieder in Besitz nahmen war auch das Debre Seltan (arab.. Deir al Sultan) auf dem Dach der Kirche dabei. 1970 hatten sie während der Osterliturgie und der Abwesenheit der koptischen Mönche die beiden Kapellen besetzt und die Schlüssel ausgetauscht. Man ist nicht zimperlich im Umgang miteinander. Nicht selten artet der Konflikt beider Konfessionen in Prügeleien aus. Das geistige Oberhaupt der äthiopisch-orthodoxen Kirche (der zweitgrößten Ostkirche) war der Patriarch Abune Paulos (*03.11.1935 - †16.08.2012). Den "Hütern der Bundeslade" sei zu wünschen, dass sie gleichberechtigten Anteil am Zusammenleben der Konfessionen in der Grabeskirche erhalten.
"Und es soll geschehen, wenn ihr gewachsen seid und euer viel geworden sind im Lande, so soll man, spricht der HERR, zur selben Zeit nicht mehr sagen von der Bundeslade des HERRN, auch ihrer nicht mehr gedenken noch davon predigen noch nach ihr fragen, und sie wird nicht wieder gemacht werden; Jeremia 3.16"
Die zentrale Legende der äthiopischen Juden (von denen sich viele dem Christentum anschlossen) beschreibt in der Chronik "Kebra Negasi" den Weg der Bundeslade nach Aksum (auch: Kebra Negest - ein im 13. Jahrhundert verfasster Bericht in 117 Kapiteln über die Herkunft der äthiopischen Herrscher) Äthiopiens König Menelik sei ein Sohn von König Salomo gewesen, gezeugt in Jerusalem, und dessen Mutter die Königin von Saba, die ihn in Äthiopien geboren habe (in den Kapiteln 19-94). Und Menelik habe nach einem Besuch bei seinem Vater die Bundeslade in sein Reich gebracht. Meneliks Geschwister hatten sich über die große Ehrerbietung von Salomo zu seinem illegitimen Sohn beklagt und so sollte er wieder nach Äthiopien zurück geschickt werden. Azarius, Sohn des Hohenpriesters von Israel (Zadok) soll bei dieser Gelegenheit die Bundeslade aus dem Tempel gestohlen haben, und als Menelik davon erfuhr, entschied er sie mitzunehmen. Zurück in seiner Heimat wurde er erster König von Äthiopien. Dort, in der Kapelle der Heiligen Maria in Aksum (dem ältesten und wichtigsten Kirchengebäude der äthiopisch-orthodoxen Kirche) bewacht ein Mönch die Lade. Sein ganzes Leben lang, ohne die Kapelle zu verlassen. Niemand sonst darf sie betreten. Kopien der Bundeslade (Tabot) werden während des Timket Festes, ein Fest zum Gedenken an die Taufe Christi am 19. Januar ins Freie getragen.
Siehe auch: "Die Wächter des Heiligen Siegels - Auf der Suche nach der Verschollenen Bundeslade", Graham Hancock, Lübbe Verlag, 1992)
Direkt unter dem Hofe des abessinischen (äthiopischen) Klosters der Jerusalemer Grabeskirche befindet sich - im Besitz der Armenier - die Helena-Kapelle, benannt nach der Mutter des Kaisers Konstantin des Großen. Sie liegt 5,40 m tiefer als der Umgang der Grabeskirche und 29 Stufen führen hinab in den etwa 190 qm großen rechteckigen Raum. Die Kapelle ist von Fels (östlich von Golgatafelsen) umgeben und aus ihm herausgehauen. Von hier sind es weitere 13 Stufen hinunter in den Bereich der Franziskaner*. Die Mauersteine rechts und links zeugen von den Pilgern, die christliche Zeichen in den Stein geritzt haben. An Ende des Ganges öffnet sich der Raum zur Kreuzauffindungskapelle - Golgatha. Die heilige Helena fand hier angeblich das Kreuz Christ, eine Bronzestatue von ihr befindet sich links auf dem Altar.
(Hier in der Sakristei befindet sich in einem Glasschrank das "Schwert des Gottfried von Bouillon", mit dem der Ritterschlag erteilt wurde. Der Heerführer beim ersten Kreuzzug und "Beschützer des Heiligen Grabes" war nach seinem Tod im Juli 1100 n. Chr. in der Grabeskirche beigesetzt worden).
Der Pilgerin Aetheria, der wohl aus Galizien oder Südgallien stammenden Nonne (auch Egeria) zufolge, war bereits in der 80er Jahren des 4. Jahrhunderts n. Chr. nur ein verhältnismäßig kleines Fragment des Kreuzes in Jerusalem geblieben. Sie hatte die Stadt zwischen 381 und 384 besucht und ausführlich über die Liturgie berichtet, bei der den Gläubigen die Kreuzreliquie feierlich vorgezeigt wurde. Helena als Finderin wurde von ihr mit keinem Wort erwähnt, wohl aus Unwissen oder auch durch Berichte des Eusebius, Bischof von Cäsarea und Kirchenschriftsteller, der aus kirchenpolitischen oder theologischen Gründen seine Berichte auf das Grab selbst lenken wollte. Waren die Gründe der Errichtung der Kirche letztlich nicht das Grab, sondern der Auffindung des Kreuzes? Helena, so jedenfalls die Überlieferungen, identifizierte es an seiner Inschrift. Pilatus hatte befohlen, die Tafel daran anzubringen. Und Helena sandte ihrem kaiserlichen Sohn Nägel und ein Stück des Kreuzholzes. Auch der Kirchenhistoriker Gelasius von Cäsarea, ein Neffe des Bischof Cyrill von Jerusalem interpretiert den Fund der Nägel als immense historische und politische Bedeutung, der Ursache für die Christianisierung des Römischen Reiches und Bekehrung Konstantins sei.
Das Christentum zählte bereits den 37. Papst, der spanische Damasius I., - Nachfolger des am 24.9.366 verstorbenen Liberius - war seit 366 n.Chr. Oberhaupt der noch jungen Religion. Und Ambrosius von Mailand (geb. etwa 339 in Trier; † 4. April 397 in Mailand), Bischof und einer der vier Kirchenväter der Westkirche beschreibt in seiner bewegenden Totenrede auf den oströmischen Kaiser Theodosius dem Grossen, der am 17.01.395 gestorben war, den Fund des Kreuzes auf Golgatha:
"Helena kam denn und begann die heiliges Orte zu besuchen. Da gab ihr der Geist ein, das Kreuzesholz aufzusuchen. Sie begab sich auf Golgatha und sprach: „Sieh, der Ort des Kampfes! Wo ist der Sieg? Ich suche das Panier des Kreuzes, aber ich finde es nicht. Ich,“ rief sie aus, „auf dem Throne, und das Kreuz des Herrn im Staube? Ich in Gold, und Christi Triumph im Schutt? Dieser noch begraben und vergraben die Siegespalme des ewigen Lebens? Wie soll ich an meine Erlösung glauben, wenn die Erlösung selbst sich dem Auge entzieht?
Sie lässt nun den Boden aufgraben, das Erdreich wegnehmen: da stößt sie auf drei durcheinanderliegende. Marterhölzer, die der Schutt bedeckt, der Feind versteckt hatte. Doch Christi Triumph konnte nicht in Nacht vergraben bleiben. Sie ist ratlos, verlegen — verlegen nach Frauenart. Doch der Heilige Geist gibt ihr einen sicheren Fingerzeig durch die Eingehung, dass zwei Schacher mit dem Herrn gekreuzigt wurden. Sie sucht nun nach dem mittleren Kreuzesholz. Doch möglicherweise hatte die Verschüttung die Kreuze durcheinander geworfen, der Zufall sie durcheinander gebracht. Wieder liest sie den Bericht des Evangeliums. Sie findet, daß das mittlere Kreuz die Aufschrift an der Stirne trug: „Jesus von Nazareth, König der Juden“. Hieraus konnte der wahre Sachverhalt erschlossen werden: aus der Aufschrift ward das Kreuz des Heils offenbar. So lautete die Antwort, die Pilatus den Juden auf ihre Vorstellung gab: „Was ich geschrieben habe, bleibt geschrieben“, d.h.: nicht das habe ich geschrieben, was euer Gefallen finden, sondern wovon die kommende Zeit Kenntnis nehmen sollte. Nicht für euch habe ich es geschrieben, sondern für die Nachwelt - beinahe als wollte er sagen: Helena sollte etwas zu lesen finden als Anhaltspunkt, um das Kreuz des Herrn daraus zu erkennen.
Sie fand also die Aufschrift und betete den König, nicht fürwahr das Holz an; denn das wäre heidnischer Wahn und gottloser Aberglaube. Den vielmehr betete sie an, der am Holz gehangen, dessen Name auf der Überschrift gestanden; den, sage ich, der „wie ein Holzwurm“ für seine Verfolger laut zum Vater um Verzeihung ihrer Sünden flehte . Voll Verlangen trachtete die Frau, das Heilmittel der Unsterblichkeit zu berühren, scheute sich aber, das Geheimnis des Heils mit dem Fuße zu treten. Freudigen Herzens und zagenden Schrittes wußte sie nicht, was tun. Doch gelangte sie hin zur Liegestelle der Wahrheit: das Holz leuchtete auf, die Gnade erstrahlte. Und da schon Christus in Maria eine Frau heimgesucht hatte, suchte der Geist in Helena eine solche heim: er tat ihr kund, was eine Frau nicht wissen konnte, und führte sie auf den Weg, den ein Sterblicher nicht erkennen konnte.
Sie suchte die Nägel, mit denen der Herr ans Kreuz geheftet wurde, und fand sie. Aus dem einen hieß sie ein Pferdegebiss machen, den anderen ließ sie in ein Diadem verarbeiten. Den einen verwandte sie zur Schmucksache, den anderen zum Weihegegenstand. Maria ward heimgesucht zur Erlösung der Eva, Helena ward heimgesucht zur Erlösung der Kaiser, Sie sandte ihrem Sohn Konstantin das Diadem, mit Edelsteinen geschmückt, die dem Eisen [des Nagels] eingefügt waren und das den noch kostbareren Edelstein des Kreuzes der göttlichen Erlösung zusammenhielt. Auch den Zaum sandte sie ihm. Beides nahm Konstantin in Gebrauch und vererbte den Glauben auf die folgenden Kaiser. Den Anfang bei den gläubigen Kaisern bildete demnach das „heilig“, das auf dem Zaume stand. Von da rührte ihr Glaube her, so daß ihre Verfolgung aufhörte, an deren Stelle die Gottesverehrung trat.
Weise handelte Helena, da sie das Kreuz auf dem Haupte der Könige aufpflanzte. Es sollte das Kreuz Christi an den Königen verehrt werden. Nicht Ungehörigkeit ist es, sondern Frömmigkeit, wenn der heiligen Erlösung Verehrung gezollt wird. Ein Gut ist dieser Nagel im Zügel der römischen Herrschaft. Er beherrscht den ganzen Erdkreis und schmückt die Stirne der Kaiser, so dass sie jetzt Prediger sind, die so oft die Verfolger waren. Mit Recht ruht der Nagel auf dem Haupte, damit dort, wo der Verstand thront, auch der Schutz herrsche. Auf dem Haupte die Krone, in den Händen der Zügel. Die Krone vom Kreuze, dass der Glaube leuchte; desgleichen der Zügel vom Kreuze, daß die Macht herrsche. Und ein gerechtes Herrschen soll es sein, nicht ein ungerechtes Gebieten. Auch diesen Vorzug mögen die Kaiser von der Freigebigkeit Christi eingeräumt erhallen, daß vom römischen Kaiser in Nachahmung Christi das Wort gelte: „Eine Krone aus kostbarem Edelgestein hast du auf sein Haupt gesetzt“.
Ihre wundersamen Funde als Reliquien zu verehren ist Glaubenssache. Wenig spektakulär ist ihr Fund von Nägeln und Balken. Diesen als authentisch und in Zusammenhang mit der Kreuzigung Jesu zu bringen befriedigt eher den Wunsch nach handfesten "Beweisen" der zu bekehrenden. Spektakulärer ist da der Titulus, die Holztafel am Kreuz. Sie diente der Bekanntgabe des Straftatbestandes, in diesem Fall "Der König der Juden" (Mk 15,26 Und die Überschrift, welche seine Schuld anzeigte, lautete also: Der König der Juden). Auch diesen Fund hatte Helena in ihren Palast Sessorianum nach Rom gebracht. (später Basilika Santa Croce in Gerusalemme). Dort in der Kapelle der Reliquien am linken Seitenschiff der Kirche befinden sich auch ein Nagel, drei kleine Fragmente des Kreuzes und der Finger des ungläubigen Apostel Thomas. Papst Alexander VI. erklärte 1496 in der Bulle Admirabile Sacramentum die Tafel für echt. (Zweifel am Wert dieser Erklärung gibt allerding der Lebenswandel von Alexander VI.. Er versuchte durch seine Familienpolitik - er hatte mindestens sieben Kinder - Macht und Einfluss zu erlangen).
Reliquien von der Person Jesus widersprachen dem Glauben an dessen Auferstehung und hätte die Theologen in arge Erklärungsnot gebracht. Hatte Helena tatsächlich die beschriebenen Reliquien gefunden? Oder gab es Kräfte, die ihre Entdeckung für eigene Interessen nutzten? Die Methode der Kreuzigung war zu dieser Zeit keineswegs etwas besonderes. Dies war die bevorzugte Methode, Verurteilten hinzurichten. Schon hier war der Gedanke der Abschreckung durch die öffentliche Qual der Gekreuzigten. Ob ganze Wälder dafür abgeholzt werden mussten mag bezweifelt werden (Montefiore "Jerusalem") - angebunden oder angenagelt - es waren grausame aber praktische Gründe. Unter diesen Gesichtspunkten ist die religiöse und symbolische Bedeutung des Kreuzes kein erfreulicher Gedanke. 1968 fand man bei Bauarbeiten in Giv'at ha-Mivtar in Ostjerusalem ein Grab mit einer steinernen Knochenkiste und den Überresten einer Frau, eines Kindes und einem im Jahre 7 n. Chr. gekreuzigten jungen Mann. Jehohanan, in dessen rechten Fersenknochen noch ein 11,5 cm langer Eisennagel steckte - für die Archäologen eine Sensation, denn dies war der bisher erste Fund eines Gekreuzigten.
Im Jahre 431 wurde durch das Konzil von Ephesos durch die Legaten von Papst Coelestin I. das Kreuz offiziell als christliches Symbol anerkannt.
Rechts der Treppen zur Helenakapelle, östlich von Golgatha, befindet sich die Kapelle der Verspottung Christi. Einst im Besitz der Kopten, im 18. Jahrhundert den Armeniern, wird sie nun von den Griechisch Orthodoxen beansprucht. Conrad Schick nennt sie in seinem Grundriss Dornenkrone.
„Zunächst von der westlichen Nordtreppe Golgatha’s 28 Schritte entfernt liegt die Kapelle der Verspottung, auch Kappelle der Dornenkrönung genannt, etwa 20 Fuß hoch, ohne Fenster und sehr unansehnlich. Ziemlich in der Mitte ist ein kastenförmiger Altar unter welchem ein dickes Säulenfragment von 1 Fuß 10 Zoll Höhe, von weißgraulichem Marmor, „die Säule der Anschimpfung“ steht, auf der Christus gesessen haben soll, als man ihm die Dornenkrone aufsetzte"
So beschreibt der Schweizer Palästinaforscher Titus Tobler Mitte des 19. Jahrhunderts seine Eindrücke. Unter einem schmucklosen Altar befindet sich heute ein quadratischer Glaskasten, worin ein Teil der Säule zu sehen ist. Aber schon Tobler äußerte Bedenken, ob es sich hier um das Original handelt.
„Jedoch sehe ich die Beschimpfungssäule und die Kapelle nicht vor dem Jahre 1384 erwähnt. Etwa achtzig Jahre nachher war jene ein schwarzer, vier Spannen hoher Stein. Dass für dieses Säulenstück mit der Zeit ein anderes oder andere untergeschoben wurden, unterliegt keinem Zweifel.“
Der Glaube lässt bei den vielen frommen Pilgern keine Ungewissheit über die Echtheit aufkommen. Nichts ist für sie in diesem Kirchenhaus profan, jeder Stein hat seine religiöse Berechtigung.
"Johannesevangelium 19, 1-3: Da nahm Pilatus Jesum und geißelte ihn. Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten im ein Purpurkleid an und sprachen: Sei gegrüßt, lieber Judenkönig! und gaben ihm Backenstreiche."
Die (wahre ?) Dornenkrone (erstmals erwähnt von Paulinus von Nola 409 n.Chr.), war zunächst (1063 n. Chr.) im byzantinischen Besitz in Konstantinopel, gelangte während der Kreuzzüge 1238 nach Venedig und wurde ein Jahr später von König Ludwig IX. (der Heilige; Heiligsprechung 1297 n.Chr.) aufgekauft. Die Dornenkrone war entscheidend für den Bau der Pariser Palastkapelle Sainte-Chapelle, in der sie seit dem 13. Jahrhundert aufbewahrt wurde. (Sie befindet sich seit der Französischen Revolution zusammen mit einem Nagel und einem Stück vom Kreuz Christi in der Kathedrale Notre-Dame de Paris, zu sehen jeden ersten Freitag im Monat und jeweils Freitags während der Fastenzeit).
Ludwig der Heilige machte seinem Namenszusatz alle Ehre. So betrugen die Baukosten für Sainte-Chapelle mehr als 40.000 Livre tournois (ein franz. Rechengeldsystem bis 1795 aus der Stadt Tours). Für den Grande Chasse - dem Schrein für die Reliquien beliefen sich die Kosten gar auf 100.000 Livre tournois. Im Mai 1243 hatte Papst Innozenz IV. für den Bau dieser Hofkapelle entsprechende Privilegien gewährt. Die feierliche Einweihung erfolge am 12. April 1248. Vier Monate später unternahm Ludwig IX. erneut einen Kreuzzug ins Heilige Land.
*Auch in der (deutschen) Stadt Gandersheim gibt es Reliquien des Heiligen Papstes Innozenz. Um welche es sich dabei handelt ist allerdings nicht bekannt. Sie wurden in den 50er Jahren zusammen mit dem zweiten Gründungsheiligen Anastasius in der Krypta der Stiftskirche in einem Bleikästchens "begraben". Erhalten hat Gandersheim die Reliquien über die beiden Stifter Liudolf und seiner Frau Oda, die sie 845/46 von Papst Sergius II. für ihre Stiftsgündung erbeten hatten, und die 881 zur Erstweihe nach Gandersheim transferiert wurden.
(Quelle "Portal zur Geschichte")
Ob die immensen Ausgaben für Sainte-Chapelle berechtigt waren bleibt dahingestellt, wobei die entscheidende Frage nach der Echtheit dieser Reliquien wohl nicht zu klären ist. Der Schrein für die Dornenkrone, nach einem Entwurf von Eugène Emmanuel Viollet-Le-Duc (franz. Architekt und Gelehrter) besteht aus vergoldetem Silber und Bonze verziert mit Edelsteinen und Diamanten. Er hat eine Höhe von 88 cm und ist 49 cm breit und stammt aus dem Jahr 1862.
Die Ägyptischen Christen, die Kopten, haben nur wenige Plätze, doch zumindest innerhalb der Grabeskirche in ihrem Besitz. Da sie den Haupteingang des Grabes nicht benutzen dürfen haben sie an der Rückwand des Heiligen Grabes am westlichen Ende des Gebäudes die winzige Koptische Kapelle errichtet, geschmückt mit Kerzenleuchtern, Blumenvasen, Ikonen und Marien- und Jesusbildern. Ein Anbau zur Edicule, mit schmiedeeiserner Front und Türen und einer Höhe von etwa 3 Metern.
Heute leben etwa 5000 koptische Christen in Jerusalem um ihren Erzbischof, der in der Kapelle des Heiligen Antonius neben dem Heiligen Grab residiert. Der Name "Kopte" leitet sich von der arabischen Bezeichnung "qipt" oder auch "gipt" ab. Die Griechen verwendeten das Wort für das Land Ägypten und dessen Bewohner. Heute bezeichnet das Wort einen christlichen Ägypter und unter der Koptischen Kirche versteht man die orthodoxe Kirche in Ägypten und auch in Äthiopien. Sie ist die größte christliche Kirche im Nahen Osten. Bereits im Jahre 61 n.Chr. wurde die Koptische Kirche von dem Apostel Markus in Alexandria gegründet. Sieben Jahre später, nach dessen Märtyrertod, war Anianos Bischof. Als erstes koptisches Oberhaupt wird St. Heraclas (232-247 n.Chr.) von Eusebius von Caesarea in dessen Kirchengeschichte genannt.
"Es war im zehnten Jahre der erwähnten Regierung, da übersiedelte Origenes von Alexandrien nach Cäsarea und überließ dem Heraklas die dortige Katechetenschule. Bald darauf starb Demetrius, der Bischof der Kirche von Alexandrien, nachdem er volle 43 Jahre im Amte gewesen war. Ihm folgte Heraklas." (Aus: Kirchengeschichte, Eusebius von Caesarea, 6. Buch, Kap 25)
Selbst der ungläubigste Besucher wird sich dem Bann nicht enziehen können. Die geschichtsbeladenen Atmosphäre, gepaart mit den religiösen Zeremonien ist einzigartig. Jeder Stein, jede Kapelle, jede Ikone und jedes Kreuz hat eine eigene Geschichte, eine eigene religiöse Bedeutung und natürlich auch eine in Regeln festgelegte Berechtigung. Und dann gibt es noch die Leiter. Sie steht rechts, einige Meter über dem Toreingang zur Grabeskirche an der Fassade auf dem Sims unter einem der Fenster gelehnt. Kaum beachtet, aber Symbol für das uneinige Zusammenleben an diesem heiligen Ort. Um die Steuern für das Betreten der Kirche zu sparen hatten Mönche sie genutzt, um Essen hineinzureichen. Das ist lange her, da nun aber alles und jedes am Heiligen Grab mit Vorschriften geregelt ist, die Leiter aber in keinem der Verträge auftaucht, wagt kein Verantwortlicher der verschiedenen Konfessionen sie zu entfernen - bis man sich vielleicht irgendwann einmal darüber einig geworden sein wird.
(eine andere Version besagt, die Leiter sei im Besitz der Armenier und diene der Reinigung des Balkons, auf dem der armenische Superior mit Freunden seine Kaffeekränzchen verbringe und seine Blumen pflege).Neuer Text
Sicher ist - jeden Abend, eine Stunde nach Sonnenuntergang wird vom moslemischen Wächter das Tor zur Grabeskirche geschlossen. Dann kommt niemand mehr hinein. Und auch niemand mehr heraus. Die Küster der Griechen, Lateiner und Armenier handeln jeden Morgen ums Neue aus, wer an diesem Tag punkt 04:00 Uhr die Tür öffnen darf.
Eine Konsequenz zur Situation am Heiligen Grab wäre die Beendigung des Status Quo, welcher letztendlich zum Stillstand geführt hat. Die offizielle Meinung der Vertretung des Vatikans (Apostolischer Nuntius) tendiert zwar zur Beibehaltung der jetzigen Konstellation, doch mit weiteren Kommentaren ist man zurückhaltend. Erstrebenswert sollte jedoch sein, als Ziel eine demokratische Gemeinsamkeit zu erreichen, worin alle Beteiligten zu gleichen Anteilen im Recht zum Erhalt und zur Ausübung der Riten, Gottesdienste und Nutzung einander gleichberechtigt sind. Strikte Regeln haben zwar ein relativ geordnetes Miteinander ermöglicht, dennoch kommt es immer wieder zu Streitigkeiten bei Übertretungen oder Unklarheiten. Die Leiter über dem Eingang zur Kirche ist dafür als beispielhaft zu nennen. Für viele nicht religiöse Besucher hat das Heilige Grab oft nur noch eine folkloristische Berechtigung, während die fromme Fraktion den Kult immer exzessiver auslebt. Mehr Gemeinsamkeit der Religionsgemeinschaften würde dieser Entwicklung sicherlich entgegenwirken.
Das Einfordern eines Eintrittspreises, vielleicht ein ungewöhnliches Unterfangen für eine Kirche, die dringend benötigten Einnahmen könnten aber dazu beitragen, den langsamen Verfall und die Vernachlässigung ausstehender Restaurationsarbeiten zu stoppen. Was in der Geburtskirche von Bethlehem gelang (dort begann man mit der Restaurierung im September 2013) sollte auch in der Grabeskirche möglich sein. Dazu ist aber auch nötig, dass in der Verwaltung Einigkeit erzielt wird. Ein gleichberechtigtes Miteinander ist dazu erste Voraussetzung. Und einen Verantwortlichen, der im Namen aller beteiligten Konfessionen diese Aufgabe übernimmt. Eine völlige Neuordnung oder Auflösung der "Besitzverhältnisse" und eine Abkehr von Status quo haben vor dieser Demokratisierung Priorität. Ohne ein gemeinsames Vorgehen und dem Willen zur Einheit ist die Zukunft des Hauses und dessen bauliche Substanz eher fraglich.