Ulrich Freiherr von Sell war Verwalter der Privatschatulle des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. und dessen enger Vertrauter. Nach Schulabschluss begann er mit seiner Karriere beim Militär, 1914 wurde er zum Hauptmann befördert. Den Ersten Weltkrieg beendet er als Major und wurde Vermögensverwalter des Kaisers. Als dieser 1941 starb, war Sell mit der Vollstreckung dessen Testaments beauftragt. Im Rang eines Oberstleutnants gehörte er ab 1939 dem Amt Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) an. Sell besaß enge Beziehungen zu den Widerstandskreisen gegen Hitler in der Abwehr, vor allem zu Oberst Hans Oster und Admiral Wilhelm Canaris. Stauffenbergs Adjutant Werner von Haeften war ein eng verbundener Vetter seiner Frau Augusta. Nach Beratungen in der Bendlerstraße in Berlin wird er als Verbindungsoffizier im Wehrkreis IX (Kassel) vorgesehen. Einige Tage nach dem letztendlich gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 auf den "Führer" wird Sell von der Gestapo verhaftet und in das Berliner Zellengefängnis Lehrter Straße gebracht. Dort blieb er bis zum 30. März 1945 in Untersuchungshaft. Zum Kriegsende wird er vom Geheimdienst NKWD der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet und in das Internierungslager Jamlitz verschleppt, wo er am 12. November 1945 an Unterernährung starb.